Das Team des Kindernest Mannheim-City der kinderlandnet gGmbH zeigt, was TopKita-Qualität heißt. Die stellvertretende Kindergartenleiterin Yasemin Hübschen-Inanc berichtete unserer Redakteurin vom Qualitätsentwicklungsprozess in ihrer Einrichtung und davon, was sich dadurch verändert hat.
Das Kindernest Mannheim-City ist eine eingruppige Einrichtung für 20 Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt. Der Träger, die kinderlandnet gGmbH, hat sie erst im Herbst 2019 eröffnet. Und das Team startete fulminant: Das belegt jetzt das TopKita Zertifikat für top Qualität. Nur wenigen Kindertagesstätten gelingt es, diese Auszeichnung in der höchsten Qualitätsstufe direkt beim ersten Durchlauf zu erringen. Entsprechend stolz sind die Fachkräfte auf ihre Arbeit. Die stellvertretende Leiterin Yasemin Hübschen-Inanc berichtet von den Erfahrungen, die der Kindergarten mit TopKita machte.
Qualitätssicherungssystem speziell für die pädagogische Kita-Arbeit
„Der Impuls mit TopKita unsere Qualität systematisch zu erfassen und zu entwickeln, ging vom Träger aus“, sagt sie. Die kinderlandnet gGmbH sei bereits ISO-zertifiziert. Doch dieses System eigne sich für die Einschätzung pädagogischer Arbeit nur sehr bedingt. Daher sei der Träger nun auf TopKita umgestiegen.
Mit Selbstevaluation gestartet
„TopKita bietet den Einrichtungen drei Werkzeuge an: eine Selbstevaluation, eine Elternbefragung und ein externes Audit“, berichtet Yasemin Hübschen-Inanc. „Wir haben mit der Selbstevaluation begonnen.“ Jede Fachkraft füllte umfangreiche Bewertungsbögen zu ein bis zwei Bildungsbereichen aus. Anschließend tauschte sich das Team darüber aus. „Wir sind gut ins Gespräch gekommen, haben gemerkt, wo es Unsicherheiten gibt, und für uns erarbeitet, in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Es war auch sehr gut mal Dinge zu verbalisieren und zu reflektieren, die wir im Alltag oft einfach so aus dem Bauch heraus umsetzen. Allein dadurch hatten wir bereits viel erreicht“, fasst die stellvertretende Leiterin zusammen.
Elternbefragung: Familien ziehen mit
Anschließend startete der Kindergarten die TopKita-Online-Elternbefragung und erzielte die sensationelle Rücklaufquote von 100 Prozent. „Dass sich alle Familien beteiligten, ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass wir eine so kleine und familiäre Einrichtung sind“, sagt die Pädagogin.
Bestnoten von den Eltern
„Mit den Bewertungen, die die Eltern abgaben, können wir ebenfalls sehr zufrieden sein. Wir haben durchweg sehr gut abgeschnitten, nirgends weniger als vier von fünf Sternen erhalten und in den Freitextfeldern gab es viel Lob für uns. Manche Eltern notierten dort jedoch auch ihre ganz persönlichen Kritikpunkte. Wir sind die Punkte durchgegangen und haben überlegt, was wir verbessern können. An der ein oder anderen Stelle mussten wir uns auch einfach abgrenzen“, meint die Kita-Leiterin.
Win-win-Situation
Ihr Fazit zur Elternbefragung: „Eine solche Umfrage ist für uns als Team eine wichtige Informationsquelle, die unsere eigene Einschätzung ergänzt. Wie sich zeigte, liegen wir mit unserer Selbstbewertung nahe an dem, was auch die Eltern sagen. Dass Selbst- und Fremdbild so gut zusammenpassen, hat uns natürlich gefreut. Ich finde eine Elternbefragung für die Familien sehr wichtig. Sie eröffnet den Müttern und Väter nämlich einen anderen, ganzheitlicheren Blick auf den Kindergarten und dessen Bildungsauftrag.“
Ziel: Mehr Transparenz für Eltern bieten
Die Selbstevaluation und die Elternbefragung machten dem Team deutlich, dass der Kita-Alltag für die Mütter und Väter nicht transparent genug ist. Das ist auch den Corona-Auflagen geschuldet. Sie konnten dadurch nicht mehr einfach in die Kita kommen und ihr Kind dort im Alltag mit den anderen erleben. „Die Tür-und-Angelgespräche mit den Eltern führen wir daher jetzt noch bewusster und berichten nicht nur, wie das Kind zum Beispiel gegessen, geschlafen und was es gespielt hat, sondern gehen besonders auf Entwicklungsschritte ein. Da wir im Schichtdienst arbeiten, ist dafür eine gute Übergabe nötig. Dafür haben wir einen speziellen Bogen, den wir nun noch einmal erweitert haben.“
Besuch von der Auditorin
Als dritter Baustein im TopKita-Prozess folgte anschließend die Bewertung durch eine TopKita-Expertin. „Sie besuchte unsere Einrichtung und begleitete uns durch den kompletten Tag“, erinnert sich Yasemin Hübschen-Inanc. „Wir waren zugegebenermaßen sehr aufgeregt vor dem Besuch. Doch Auditorin Carolin Rauhöft hat uns mit ihrer angenehmen, positiven Art die Nervosität schnell genommen. Auch die Kinder fanden sie toll und haben sie regelrecht in Beschlag genommen“, sagt die Kita-Leiterin. „Das anschließende Feedback-Gespräch fand auf Augenhöhe statt, und wir konnten viel daraus mitnehmen.“
Aufgabe: Mehr Ich-Botschaften senden
Besonders gefreut hat sich das Team über das ausdrückliche Lob der Auditorin für die positive Atmosphäre in der Kita. Sie habe erlebt, wie wohl sich die Kinder in der Einrichtung fühlten, gesehen, dass die Fachkräfte alle Mädchen und Jungen im Blick behielten, ihnen viel erklärten und sie an Entscheidungen beteiligten – zum Beispiel beim Ausfüllen des Übergabebogens wurden die Kinder konkret einbezogen. Carolin Rauhöft gab den Hinweis, dass die Fachkräfte ihr Alltagshandeln mit begleitenden Ich-Botschaften für die Kinder noch transparenter machen könnten. Außerdem fiel ihr auf, dass die Erzieherinnen die Kinder sehr viel lobten. „Sie riet uns, in unserem Feedback stärker die beobachteten Tätigkeiten und Fähigkeiten zu benennen“, erklärt Yasemin Hübschen-Inanc. „Denn loben ist zwar gut, doch letztendlich immer auch wertend und verallgemeinernd. Statt ‚Du malst ein tolles blaues Bild‘ sagen wir jetzt eher etwas wie ‚Ich sehe, du malst ein blaues Bild und bekommst einen sehr kräftigen Farbton hin.‘ So lassen wir den Kindern mehr Freiraum.“
Bewegungsraum fehlt – Lösung gefunden
„Ein räumliches Manko ist, dass wir leider kein Bewegungszimmer in der Kita haben“, berichtet die Leiterin. „Wir verfügen zwar über ein großes Außengelände, das wir viel nutzen. Außerdem bauen wir drinnen häufiger Bewegungsparcours auf. Ein Turnraum böte allerdings andere Möglichkeiten. Daher haben wir – schon vor dem Besuch der Auditorin – eine Kooperation mit einer nahe gelegenen Schule initiiert, deren Turnhalle wir nun künftig mitbenutzen dürfen.“
Herausforderung: Bildungsbereiche sichtbar machen
Eine Herausforderung in der kleinen Einrichtung, die über einen Gruppen-, einen Schlaf- und einen Rollenspielraum verfügt, ist es, die Bildungsbereiche für die Kinder sicht- und erlebbar zu machen. „Dazu hat uns die Auditorin einige gute Tipps mitgegeben“, sagt Yasemin Hübschen-Inanc. Zum Beispiel steht nun ein Regal mit Vorschulmaterialien im Gruppenraum, das sehr gut ankommt, und ein Projekttisch im Foyer. „Derzeit haben wir ihn zum Thema Mengen und Zahlen gestaltet. Es gibt dort Knobelaufgaben, die die Kinder selbstständig lösen können. Wer alleine nicht zum Ziel kommt, fragt oft einfach ein anderes Kind und bittet um Unterstützung. Es ist toll, das zu beobachten.“
Pädagogik im Fokus
„Der TopKita-Prozess hat uns besonders deswegen so gutgetan, weil wir uns wieder intensiv mit unserer Pädagogik auseinandersetzen konnten. Durch die Corona-Zeit waren wir sehr mit organisatorischen Themen beschäftigt. Doch Corona hin oder her: Hier geht es schließlich um Pädagogik. Wir wollen den Orientierungsplan wirklich leben. Diesen Fokus wollen wir uns erhalten, auch wenn es turbulent wird“, sagt die Kindergartenleiterin.
Es geht weiter …
Für 2022 plant das Team daher bereits die nächste Selbstevaluation sowie eine Elternbefragung und ist gespannt, ob sich Veränderungen ablesen lassen. Ein weiteres externes Audit soll 2023 stattfinden. Den aktuellen Erfolg der Kindertagesstätte können alle Interessierten jetzt im Kita-Finder auf der TopKita Website ablesen. Dort sehen sie: Dies ist eine “TopKita”!
Zur Autorin: Eike Ostendorf-Servissoglou ist Germanistin und seit rund 20 Jahren als Redakteurin und freie Autorin tätig. Die Frühpädagogik bildet einen ihrer thematischen Schwerpunkte. Sie lebt und arbeitet in Gerlingen bei Stuttgart.